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Kleine Herkulanerin
Name: Kleine Herkulanerin Catalogue number: 88 Description:
Eine bekleidete weibliche Statue. Sie steht aufrecht auf einer rechteckigen Plinthe. Die Figur trägt einen Chiton aus leichtem Stoff und darüber einen Mantel. Mit der rechten Hand hält sie einen Teil des Gewandes fest, auf der Höhe der linken Schulter: die Bewegung ist nicht eindeutig – An- oder Ablegen des Mantels. Die linke Hand hält den Saum und befindet sich leicht nach vorne gestreckt auf der Hüfthöhe links. Der linke Arm ist leicht im Ellenbogen geknickt. Beide Arme sind bis auf die rechte Hand und die Spitzen vom linken Daumen und Zeigefinger von Stoff umhüllt. Der Abstand vom Arm zum Körper ist vollständig mit dem Stoff gefüllt. Durch die wenigen Falten des Mantels zeichnen sich grob die Körperkonturen ab. Der Chiton fällt in geradlinigen Falten bis zum Boden. Die Figur steht ponderiert auf dem linken Bein, die linke Hüfte ist leicht nach vorne geschoben. Der rechte Fuß ist weit zur Seite und ein wenig nach hinten versetzt, dabei berührt sie leicht mit der Fußspitze den Boden; die Figur befindet sich in einer leichten Schrittstellung. Die Figur trägt eine Melonenfrisur, die Haare sind in Strähnen zum Hinterkopf geführt und dort zusammengebunden. Das Gesicht ist glatt und im klassizistischen Stil gearbeitet. Die Statue ist von allen Seiten bearbeitet. Original AO: Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Skulpturensammlung (Albertinum), Inv. Hm 327 Original LO:
1706-1712, scaenae frons im Theater des antiken Herkulaneum bei Portici, Italien, zusammen mit einer größeren und einer gleichgroßen weiblichen Gewandstatue und mindestens sieben weiteren Marmorstatuen (heute verschollen). 1713 Prinz Eugen von Savoyen geschenkt und heimlich nach Wien gebracht. 1736 vom sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. erworben und nach Dresden gebracht. Seit 1894 im Albertinum. Original date: Griech. Original 310-300 v. Chr. Röm. Kopie letztes Viertel 1. Jh. v. Chr. Interpretation and historical context:
Römische Kopie nach einem griechischen frühhellenistischen Vorbild. Mögliche Aufstellung im Theater von Herkulaneum, für welches eine reiche statuarische Ausstattung bezeugt ist. Eine eindeutige Aussage über den originalen Aufstellungsort und Komposition ist nicht möglich, da die Grabung unzureichend dokumentiert worden ist. Die Annahme, dass die Gr. und Kl. Herk. eine Einheit bildeten ist weder durch Funde noch antike Quellen belegt, sie etablierte sich erst in der Neuzeit. Die stilistischen Untersuchungen ergaben, dass die Aufstellung der drei Frauenstatuen zu verschiedenen Zeiten im Theater erfolgte. Möglicherweise bildeten die Herk. als Pendants ein Ensemble mit den verschollenen Togati. Sie wird zu den ältesten erhaltenen römischen weiblichen Ehrenstatuen gezählt (Schröder 2009, 255; Knoll 2013, 182). Der Typus der Kl. Herk. ist sowohl auf kaiserzeitlichen Grabstelen als auch Sarkophagen zu finden, meist in der Rolle der Ehefrau und Mutter, aber auch im Unterschied zu der Gr. Herk. in der Rolle der jungen Tochter. Während die Gr. Herk. die Sophrosyne verkörpert, könnte die Kl. Herk. die Charis, den Liebreiz des Mädchens, in ihren angedeuteten Bewegungen des Armes und des Fußes, darstellen. Während der Kaiserzeit wurde dieses Bildschema für Porträtstatuen von italischen Repräsentantinnen der Oberschicht übernommen. Comparison:
Die Kleine Herkulanenrin lässt sich direkt mit dem dritten kopflosen Torso (Dresden, Albertinum, Inv. Hm 328) in ihrer Ausführung vergleichen: Tracht, Haltung, Faltenspiel. Die Funde der Statuen im Typus der Kleinen Herkulanerin verbreiten sich über den ganzen Mittelmeerraum, vom heutigen Spanien bis in die Levante (siehe Karte mit Fundplätzen Daehner 2008). Die Figur lässt sich in Körperhaltung und Tracht mit der Frauenstatuette aus Tanagra, ca. 320 v. Chr. (Berlin, Antikensammlung Inv. TC7674) vergleichen. Kleine Herkulanerin aus dem Seehaus in Delos (Athen, NM Inv. 1827, weitere Herkulanerinnen aus Delos in: Daehner 2008). Weiteres hellenis-tisches Abbild des Typus ist auf dem Votivrelief, sog. Horenrelief (330-320 v. Chr.), in Athen, NM, Inv. 1449, zu finden. Literature:
H.- J. Kruse, Römische weibliche Gewandstatuen des zweiten Jahrhunderts n.Chr. (Göttingen 1975). J. Daehner (Hrsg.), Die Herkulanerinnen. Geschichte, Kontext und Wirkung der antiken Statuen in Dresden (München 2008) Taf. 7-14. M. Bieber, The Copies of the Herculaneum Women, ProcCambrPhilSoc 106. 2, 1962, 111-134. K. Zimmermann, Die Dresdner Antiken und Winckelmann (Berlin 1977) 33-44, Taf. 36. K. Knoll, Die Antiken im Albertinum. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung (Mainz 1993) 31Kat. 14. J. Trimble, Women and Visual Replication in Roman Imperial Art and Culture (Cambridge 2011) 18-25, 51-53. S. F. Schröder (Hrsg.), Verwandelte Götter. Antike Skulpturen des Museo del Prado zu Gast in Dresden (Dresden 2009) 251-255 Kat. 37. K. Knoll – C. Vorster (Hrsg.), Katalog der Antiken Bildwerke III. Die Porträts (München 2013) 176-182. J. Mühlenbrock - D. Richter (Hrsg.), Verschüttet vom Vesuv. Die letzten Stunden von Herculaneum (Mainz 2005) 274. P. Herrmann, Verzeichnis der antiken Original-Bildwerke (Dresden 1915) 72, Kat. 327.
Eine bekleidete weibliche Statue. Sie steht aufrecht auf einer rechteckigen Plinthe. Die Figur trägt einen Chiton aus leichtem Stoff und darüber einen Mantel. Mit der rechten Hand hält sie einen Teil des Gewandes fest, auf der Höhe der linken Schulter: die Bewegung ist nicht eindeutig – An- oder Ablegen des Mantels. Die linke Hand hält den Saum und befindet sich leicht nach vorne gestreckt auf der Hüfthöhe links. Der linke Arm ist leicht im Ellenbogen geknickt. Beide Arme sind bis auf die rechte Hand und die Spitzen vom linken Daumen und Zeigefinger von Stoff umhüllt. Der Abstand vom Arm zum Körper ist vollständig mit dem Stoff gefüllt. Durch die wenigen Falten des Mantels zeichnen sich grob die Körperkonturen ab. Der Chiton fällt in geradlinigen Falten bis zum Boden. Die Figur steht ponderiert auf dem linken Bein, die linke Hüfte ist leicht nach vorne geschoben. Der rechte Fuß ist weit zur Seite und ein wenig nach hinten versetzt, dabei berührt sie leicht mit der Fußspitze den Boden; die Figur befindet sich in einer leichten Schrittstellung. Die Figur trägt eine Melonenfrisur, die Haare sind in Strähnen zum Hinterkopf geführt und dort zusammengebunden. Das Gesicht ist glatt und im klassizistischen Stil gearbeitet. Die Statue ist von allen Seiten bearbeitet. Original AO: Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Skulpturensammlung (Albertinum), Inv. Hm 327 Original LO:
1706-1712, scaenae frons im Theater des antiken Herkulaneum bei Portici, Italien, zusammen mit einer größeren und einer gleichgroßen weiblichen Gewandstatue und mindestens sieben weiteren Marmorstatuen (heute verschollen). 1713 Prinz Eugen von Savoyen geschenkt und heimlich nach Wien gebracht. 1736 vom sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. erworben und nach Dresden gebracht. Seit 1894 im Albertinum. Original date: Griech. Original 310-300 v. Chr. Röm. Kopie letztes Viertel 1. Jh. v. Chr. Interpretation and historical context:
Römische Kopie nach einem griechischen frühhellenistischen Vorbild. Mögliche Aufstellung im Theater von Herkulaneum, für welches eine reiche statuarische Ausstattung bezeugt ist. Eine eindeutige Aussage über den originalen Aufstellungsort und Komposition ist nicht möglich, da die Grabung unzureichend dokumentiert worden ist. Die Annahme, dass die Gr. und Kl. Herk. eine Einheit bildeten ist weder durch Funde noch antike Quellen belegt, sie etablierte sich erst in der Neuzeit. Die stilistischen Untersuchungen ergaben, dass die Aufstellung der drei Frauenstatuen zu verschiedenen Zeiten im Theater erfolgte. Möglicherweise bildeten die Herk. als Pendants ein Ensemble mit den verschollenen Togati. Sie wird zu den ältesten erhaltenen römischen weiblichen Ehrenstatuen gezählt (Schröder 2009, 255; Knoll 2013, 182). Der Typus der Kl. Herk. ist sowohl auf kaiserzeitlichen Grabstelen als auch Sarkophagen zu finden, meist in der Rolle der Ehefrau und Mutter, aber auch im Unterschied zu der Gr. Herk. in der Rolle der jungen Tochter. Während die Gr. Herk. die Sophrosyne verkörpert, könnte die Kl. Herk. die Charis, den Liebreiz des Mädchens, in ihren angedeuteten Bewegungen des Armes und des Fußes, darstellen. Während der Kaiserzeit wurde dieses Bildschema für Porträtstatuen von italischen Repräsentantinnen der Oberschicht übernommen. Comparison:
Die Kleine Herkulanenrin lässt sich direkt mit dem dritten kopflosen Torso (Dresden, Albertinum, Inv. Hm 328) in ihrer Ausführung vergleichen: Tracht, Haltung, Faltenspiel. Die Funde der Statuen im Typus der Kleinen Herkulanerin verbreiten sich über den ganzen Mittelmeerraum, vom heutigen Spanien bis in die Levante (siehe Karte mit Fundplätzen Daehner 2008). Die Figur lässt sich in Körperhaltung und Tracht mit der Frauenstatuette aus Tanagra, ca. 320 v. Chr. (Berlin, Antikensammlung Inv. TC7674) vergleichen. Kleine Herkulanerin aus dem Seehaus in Delos (Athen, NM Inv. 1827, weitere Herkulanerinnen aus Delos in: Daehner 2008). Weiteres hellenis-tisches Abbild des Typus ist auf dem Votivrelief, sog. Horenrelief (330-320 v. Chr.), in Athen, NM, Inv. 1449, zu finden. Literature:
H.- J. Kruse, Römische weibliche Gewandstatuen des zweiten Jahrhunderts n.Chr. (Göttingen 1975). J. Daehner (Hrsg.), Die Herkulanerinnen. Geschichte, Kontext und Wirkung der antiken Statuen in Dresden (München 2008) Taf. 7-14. M. Bieber, The Copies of the Herculaneum Women, ProcCambrPhilSoc 106. 2, 1962, 111-134. K. Zimmermann, Die Dresdner Antiken und Winckelmann (Berlin 1977) 33-44, Taf. 36. K. Knoll, Die Antiken im Albertinum. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung (Mainz 1993) 31Kat. 14. J. Trimble, Women and Visual Replication in Roman Imperial Art and Culture (Cambridge 2011) 18-25, 51-53. S. F. Schröder (Hrsg.), Verwandelte Götter. Antike Skulpturen des Museo del Prado zu Gast in Dresden (Dresden 2009) 251-255 Kat. 37. K. Knoll – C. Vorster (Hrsg.), Katalog der Antiken Bildwerke III. Die Porträts (München 2013) 176-182. J. Mühlenbrock - D. Richter (Hrsg.), Verschüttet vom Vesuv. Die letzten Stunden von Herculaneum (Mainz 2005) 274. P. Herrmann, Verzeichnis der antiken Original-Bildwerke (Dresden 1915) 72, Kat. 327.
Collection: Plaster casting collection
The collection, which looks back on over 100 years of history, includes famous works of ancient sculpture, plaster casts of ancient sculptures, plastic relief models, portraits and cabaret from a period that extends from the Greek archaic era to the Classical and Hellenistic periods to the Roman period. The collection focuses on Greek and Hellenistic sculptures as well as Roman portraits
Contact:
Frau Jun.-Prof. Fanny Opdenhoff
Faculty of Humanities
Edmund-Siemers-Allee 1- Westflügel
20146 Hamburg
Phone: +49 40 42838-9037
E-mail: fanny.opdenhoff@uni-hamburg.de