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Große Herkulanerin
Name: Große Herkulanerin Catalogue number: 90 Description:
Eine leicht überlebensgroße bekleidete weibliche Statue. Die Figur steht aufrecht auf einer runden Plinthe, wobei der ergänzte linke Vorderfuß darüber herausragt. Der Kopf ist leicht nach links geneigt. Das Gesicht ist glatt und im klassizistischen Stil gearbeitet. Der rechte Arm ist angewinkelt und die rechte Hand befindet sich auf Brusthöhe. In ihrer eingewickelten Rechten hält sie den Mantelsaum; er bedeckt schleierartig den Kopf, sodass die Haartracht noch zu erkennen ist. Die Melonenfrisur ist nicht symmetrisch gearbeitet, die kleinen Locken am Haaransatz sind unregelmäßig. Der Mantel umfasst beinahe vollständig den Körper bis zu den Schienbeinen und die linke Hand ist bis auf den Daumen und Zeigefinger ins Gewand eingewickelt und schwebt über dem linken Oberschenkel, leichter Knick im Ellenbogen. Die Figur steht ponderiert, dabei lagert ihr Gewicht fast vollständig auf dem rechten Bein, was sich in der leicht nach vorne geschobenen linken Hüfte zeigt. Der linke Spielbeinfuß ist zur Seite und ein wenig nach vorne versetzt. Die Statue trägt ein Chiton aus leichtem Stoff und darüber einen Mantel. Der Chiton fällt in überwiegend geradlinigen Falten bis zum Boden. Es sind nur die Zehen des rechten Fußes zu erkennen, der ergänzte linke, relativ breite Vorderfuß ist sichtbar. Die Statue ist von allen Seiten bearbeitet. Original AO: Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Skulpturensammlung (Albertinum), Inv. Hm 326 Original LO:
1706-1712 scaenae frons im Theater des antiken Herkulaneum bei Portici, Italien, zusammen mit zwei kleineren weiblichen Gewandstatuen und mindestens sieben weiteren Marmorstatuen (heute verschollen). 1713 Prinz Eugen von Savoyen geschenkt und heimlich nach Wien gebracht. 1736 vom sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. erworben und nach Dresden gebracht. Seit 1894 im Albertinum. Original date: Griech. Original: 330/320 v. Chr. Röm. Kopie: Mitte 1. Jh. n. Chr. Interpretation and historical context:
Römische Kopie nach einem griechischen frühhellenistischen Vorbild Mögliche Aufstellung im Theater von Herkulaneum, für welches eine reiche statuarische Ausstattung bezeugt ist. Eine eindeutige Aussage über den originalen Aufstellugnsort und die Komposition ist nicht möglich, da die Grabung unzureichend dokumentiert worden ist. Die Annahme, dass die Gr. und Kl.Herk. eine Einheit darstellten, ist weder durch Funde oder antike Quellen belegt, sie etablierte sich erst in der Neuzeit. Die stilistischen Untersuchungen ergaben, dass die Aufstellung drei Frauenstatuen zu verschiedenen Zeiten im Theater erfolgte. Möglicherweise bildeten die Herk. als Pendants ein Ensemble mit den verschollenen Togati. Ursprünglich farbig gefasst (Rek. Daehner 2008, 77. Kolor. Gipsabg. Dresden, Inv. ZV 555). Der Typus der Gr. Herk. ist sowohl auf kaiserzeitlichen Grabstelen als auch Sarkophagen zu finden, meist in der Rolle der Ehefrau und Mutter. Das Bildschema der Gr. Herk. ist seit dem frühen Hellenismus verbreitet. Vollständig vom Gewand umhüllt vermittelt den Eindruck von Unbeweglichkeit. Dieses Schema findet sich in den Darstellungen von Männern in Himation(vgl. Aischines, Neapel, Museo Nazionale 6018), bei denen die Unbeweglichkeit als disziplinierte Haltung gedeutet wird und mit der Sophrosyne verbunden.Während der Kaiserzeit wurde dieses Bildschema für Porträtstatuen von italischen Repräsentantinnen der Oberschicht übernommen. Comparison:
Die Funde der Statuen im Typus der Großen Herkulanerin verbreiten sich über den ganzen Mittelmeerraum, vom heutigen Spanien bis in die Levante (siehe Karte mit Fundplätzen Daeh-ner 2008). Z. B. Statue einer Frau im Athener Nationalmuseum (Inv. 3622), Livia auf dem Südfries der Ara Pacis in Rom (Museo dell’ Ara Pacis), Faustina Maior (138-150 n. Chr.) im selben Typus (J.P. Getty Museum 70.AA.113); weibl. Gewandstatue aus Kertsch (St. Petersburg, Ermitage, Inv. P-1850.2) ist die älteste bekannte Statue dieses Typus (1. Jh. v. Chr.). Literature:
H.- J. Kruse, Römische weibliche Gewandstatuen des zweiten Jahrhunderts n.Chr. (Göttingen 1975). J. Daehner (Hrsg.), Die Herkulanerinnen. Geschichte, Kontext und Wirkung der antiken Statuen in Dresden (München 2008), Taf. 1-6. M. Bieber, The Copies of the Herculaneum Women, ProcCambrPhilSoc 106, 2 (1962) (Abb. noch mit dem ergänzten linken Fuß). K. Knoll, Die Antiken im Albertinum. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung (Mainz 1993) 30Kat. 13. K. Zimmermann, Die Dresdner Antiken und Winckelmann (Berlin 1977) 33-44; Taf 35. - Abb. noch mit dem ergänzten linken Fuß. J. Trimble, Women and Visual Replication in Roman Imperial Art and Culture (Cambridge 2011) 18-25, 51-53. S. F. Schröder (Hrsg.), Verwandelte Götter. Antike Skulpturen des Museo del Prado zu Gast in Dresden (Dresden 2009) 244-248 Kat. 35. K. Knoll – C. Vorster (Hrsg.), Katalog der Antiken Bildwerke III. Die Porträts (München 2013) 170-175. J. Mühlenbrock - D. Richter (Hrsg.), Verschüttet vom Vesuv. Die letzten Stunden von Herculaneum (Mainz 2005) 274. P. Herrmann, Verzeichnis der antiken Original-Bildwerke (Dresden 1915) 71-72, Abb. Nr.326.
Eine leicht überlebensgroße bekleidete weibliche Statue. Die Figur steht aufrecht auf einer runden Plinthe, wobei der ergänzte linke Vorderfuß darüber herausragt. Der Kopf ist leicht nach links geneigt. Das Gesicht ist glatt und im klassizistischen Stil gearbeitet. Der rechte Arm ist angewinkelt und die rechte Hand befindet sich auf Brusthöhe. In ihrer eingewickelten Rechten hält sie den Mantelsaum; er bedeckt schleierartig den Kopf, sodass die Haartracht noch zu erkennen ist. Die Melonenfrisur ist nicht symmetrisch gearbeitet, die kleinen Locken am Haaransatz sind unregelmäßig. Der Mantel umfasst beinahe vollständig den Körper bis zu den Schienbeinen und die linke Hand ist bis auf den Daumen und Zeigefinger ins Gewand eingewickelt und schwebt über dem linken Oberschenkel, leichter Knick im Ellenbogen. Die Figur steht ponderiert, dabei lagert ihr Gewicht fast vollständig auf dem rechten Bein, was sich in der leicht nach vorne geschobenen linken Hüfte zeigt. Der linke Spielbeinfuß ist zur Seite und ein wenig nach vorne versetzt. Die Statue trägt ein Chiton aus leichtem Stoff und darüber einen Mantel. Der Chiton fällt in überwiegend geradlinigen Falten bis zum Boden. Es sind nur die Zehen des rechten Fußes zu erkennen, der ergänzte linke, relativ breite Vorderfuß ist sichtbar. Die Statue ist von allen Seiten bearbeitet. Original AO: Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Skulpturensammlung (Albertinum), Inv. Hm 326 Original LO:
1706-1712 scaenae frons im Theater des antiken Herkulaneum bei Portici, Italien, zusammen mit zwei kleineren weiblichen Gewandstatuen und mindestens sieben weiteren Marmorstatuen (heute verschollen). 1713 Prinz Eugen von Savoyen geschenkt und heimlich nach Wien gebracht. 1736 vom sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. erworben und nach Dresden gebracht. Seit 1894 im Albertinum. Original date: Griech. Original: 330/320 v. Chr. Röm. Kopie: Mitte 1. Jh. n. Chr. Interpretation and historical context:
Römische Kopie nach einem griechischen frühhellenistischen Vorbild Mögliche Aufstellung im Theater von Herkulaneum, für welches eine reiche statuarische Ausstattung bezeugt ist. Eine eindeutige Aussage über den originalen Aufstellugnsort und die Komposition ist nicht möglich, da die Grabung unzureichend dokumentiert worden ist. Die Annahme, dass die Gr. und Kl.Herk. eine Einheit darstellten, ist weder durch Funde oder antike Quellen belegt, sie etablierte sich erst in der Neuzeit. Die stilistischen Untersuchungen ergaben, dass die Aufstellung drei Frauenstatuen zu verschiedenen Zeiten im Theater erfolgte. Möglicherweise bildeten die Herk. als Pendants ein Ensemble mit den verschollenen Togati. Ursprünglich farbig gefasst (Rek. Daehner 2008, 77. Kolor. Gipsabg. Dresden, Inv. ZV 555). Der Typus der Gr. Herk. ist sowohl auf kaiserzeitlichen Grabstelen als auch Sarkophagen zu finden, meist in der Rolle der Ehefrau und Mutter. Das Bildschema der Gr. Herk. ist seit dem frühen Hellenismus verbreitet. Vollständig vom Gewand umhüllt vermittelt den Eindruck von Unbeweglichkeit. Dieses Schema findet sich in den Darstellungen von Männern in Himation(vgl. Aischines, Neapel, Museo Nazionale 6018), bei denen die Unbeweglichkeit als disziplinierte Haltung gedeutet wird und mit der Sophrosyne verbunden.Während der Kaiserzeit wurde dieses Bildschema für Porträtstatuen von italischen Repräsentantinnen der Oberschicht übernommen. Comparison:
Die Funde der Statuen im Typus der Großen Herkulanerin verbreiten sich über den ganzen Mittelmeerraum, vom heutigen Spanien bis in die Levante (siehe Karte mit Fundplätzen Daeh-ner 2008). Z. B. Statue einer Frau im Athener Nationalmuseum (Inv. 3622), Livia auf dem Südfries der Ara Pacis in Rom (Museo dell’ Ara Pacis), Faustina Maior (138-150 n. Chr.) im selben Typus (J.P. Getty Museum 70.AA.113); weibl. Gewandstatue aus Kertsch (St. Petersburg, Ermitage, Inv. P-1850.2) ist die älteste bekannte Statue dieses Typus (1. Jh. v. Chr.). Literature:
H.- J. Kruse, Römische weibliche Gewandstatuen des zweiten Jahrhunderts n.Chr. (Göttingen 1975). J. Daehner (Hrsg.), Die Herkulanerinnen. Geschichte, Kontext und Wirkung der antiken Statuen in Dresden (München 2008), Taf. 1-6. M. Bieber, The Copies of the Herculaneum Women, ProcCambrPhilSoc 106, 2 (1962) (Abb. noch mit dem ergänzten linken Fuß). K. Knoll, Die Antiken im Albertinum. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung (Mainz 1993) 30Kat. 13. K. Zimmermann, Die Dresdner Antiken und Winckelmann (Berlin 1977) 33-44; Taf 35. - Abb. noch mit dem ergänzten linken Fuß. J. Trimble, Women and Visual Replication in Roman Imperial Art and Culture (Cambridge 2011) 18-25, 51-53. S. F. Schröder (Hrsg.), Verwandelte Götter. Antike Skulpturen des Museo del Prado zu Gast in Dresden (Dresden 2009) 244-248 Kat. 35. K. Knoll – C. Vorster (Hrsg.), Katalog der Antiken Bildwerke III. Die Porträts (München 2013) 170-175. J. Mühlenbrock - D. Richter (Hrsg.), Verschüttet vom Vesuv. Die letzten Stunden von Herculaneum (Mainz 2005) 274. P. Herrmann, Verzeichnis der antiken Original-Bildwerke (Dresden 1915) 71-72, Abb. Nr.326.
Collection: Plaster casting collection
The collection, which looks back on over 100 years of history, includes famous works of ancient sculpture, plaster casts of ancient sculptures, plastic relief models, portraits and cabaret from a period that extends from the Greek archaic era to the Classical and Hellenistic periods to the Roman period. The collection focuses on Greek and Hellenistic sculptures as well as Roman portraits
Contact:
Frau Jun.-Prof. Fanny Opdenhoff
Faculty of Humanities
Edmund-Siemers-Allee 1- Westflügel
20146 Hamburg
Phone: +49 40 42838-9037
E-mail: fanny.opdenhoff@uni-hamburg.de