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Wagenlenker von Delphi
Name: Wagenlenker von Delphi Inventarnummer: 25 Beschreibung:
Es handelt sich um eine lebensgroße aufrechtstehende männliche Statue auf einer rechteckigen Plinthe. Die Figur trägt ein gegürtetes Gewand, der in breiten geraden Falten bis zu den Knöcheln fällt. Über die Schultern zum Rücken sind die Ärmel des Gewandes mit Bändern enger an den Körper gebunden, sodass die Unterarme frei bleiben.Die Figur ist barfuß. Die Füße sind nebeneinander gestellt, in Relation zur Ausrichtung der Füße ist der ganze Körper nach rechts gewendet. Beide Unterarme sind vorgestreckt, in den Händen hielt die Figur ursprünglich Zügel. Die Haare liegen in kurzen Sichellocken dicht am Kopf, nur an den Schläfen unter einem Stirband stehen kleine Schneckenlöckchen ab. Das Stirnband ist hinten in einen Knoten gebunden und mit Mäander verziert. Der Kopf der Figur ist leicht nach rechts gedreht. Das Geicht ist faltenlos. Die Figur hat ein schweres Kinn und volle Lippen, ein gerade spitze Nase und scharfkantige Augenbrauen, es sind Wimpern zu erkennen. Original AO: Delphi, Archäologisches Museum, Inv. 3484 (dazugehörig Inv. 3520; 3540). Original FO: Delphi, Apollonheiligtum, im Schutt des archaischen Tempels, 28. April – 9. Mai 1896. Original Inschrift:
[μνᾶμα Πολύζαλός με Γ]έλας ἀνέ[θ]εκε[ν] ἀ[ν]άσσ[ον], [ℎυιὸς Δεινομένεος, τ]ὸν ἄεξ’, εὐόνυμ’ Ἄπολλ̣[ον]. 2. Version von 1. Z [Νικάσας ἵπποισι Π]ολύζαλός μ’ ἀνέθηκ[ε(ν) — — —] (Hier) hat mich Polyzalos, der Herrscher von Gela, als Weihgeschenk aufgestellt, den fördere, berühmter Apollon! Fouilles de Delphes III, 4 : 452 Original Schriftquellen:
Pausanias 6, 12, 1 – Beschreibung des bronzenen Gespanndenkmals des Hieron von Syrakus in Olympia. Original Datierung: 478 oder 474 v. Chr. – Daten der Pythischen Spiele. Deutung und historischer Kontext:
Bronzeoriginal, ursprünglich Teil einer Gruppe mit Viergespann und Streitwagen, Fragmente des Wagens und der Pferde sind noch erhalten: Ein Deichselstück (Inv. 3542), drei Jochfragmente (Inv. 3543 / 3598 / 3618), zwei Bruchstücke des Wagengeländers ohne Inv. Die Pferdfragmente sind: rechtes und linkes Hinterbein (Inv. 3538 / 3485), ein linker Vorderfuß (Inv. 3597), oberer Teil eines Pferdeschweifes (Inv. 3541). Die Figur entspricht dem Strengen Stil der frühklassischen Zeit. Neben der Statue wurde die beschriftete Basis, die einen Polyzalos erwähnt, gefunden. Polyzalos herrschte ab 478 v. Chr. in Gela, Sizilien und siegte mit seinem Gespann in 478 oder 474 v. Chr. Da die Pferdebesitzer und nicht die Lenker beim Rennen der panhellenischen Spielen als Sieger galten, bildet die Statue nicht den Polyzalos ab (zur Porträt Diskussion Krumeich 1997, 46 u. Anm. 163). Anlässlich des Sieges weihte er die Gruppe dem Gott Apollon. Der Künstler- und der Lenkername sind unbekannt. Das Werk wurde 373 v. Chr. vom Erdbeben zerstört. Im 6. u. 5. Jh. v. Chr. stellten die freiplastischen Viergespanne in Delphi eine Seltenheit dar. Daher sind sie als besondere Demonstration von Vermögen anzusehen. Anzunehmen ist, dass es noch eine Porträtstatue des Polyzalos selbst in die Gruppe des Wagenlenkers eingeschlossen wurde (Krumeich 1997, 46f) Vergleich:
Darstellungen eines Viergespanns mit einem Wagenlenker im langen Chiton auf Münzen aus Syrakus, Sizilien, siehe Boehringer 1929, 6ff; Brett 1974, Kat. 328-358, Taf. 18-19. Gesichtsform und stilisierte Züge vergleichbar mit Kritios-Knaben in Athen, AkrM, Inv. 698. Weitere Vergleiche in der Haar- und Gesichtsgestaltung lassen sich mit Darstellungen von Epheben in der Vasenmalerei ziehen, siehe Chamoux 1995, Taf. 23; Jüngling von Mozia in Mozia, Archäologisches Museum, Inv. I. G. 4310. Literatur:
S. Meletzis – H. Papadakis, Delphi. Heiliger Bezirk und Museum (München 1965) 18, Abb. 70-75. F. Chamoux, L´Aurige, in: Guide de Delphes. Le Musée, Ècole Française D`Athènes VI (Paris 1991) 180ff, Fig. 51a-d. R. Krumeich, Bildnisse griechischer Herrscher und Staatsmänner im 5. Jahrhundert v. Chr. (München 1997) 39-47, Abb. 9-16. R. Hampe, Der Wagenlenker von Delphi (München 1941). K. Stemmer (Hrsg.), Standorte. Kontext und Funktion antiker Skulptur. Ausstellungskatalog Berlin (Berlin 1995) 197ff, Kat. B 54. A. D. Keramopullos, Zum delphischen Wagenlenker, AM 34, 1909, 33-60. A. Frickenhaus, Die Inschrift des delphischen Wagenlenkers, JdI 28, 1913, 52-58. R. Lullies, Griechische Plastik. Von den Anfängen bis zum Beginn der römischen Kaiserzeit (München 1979) Abb. 88-89. P. Schollmeyer, Antike Gespanndenkmäler (Hamburg 2001), 17ff, Kat. A 3. F. Jünger, Gespann und Herrschaft. Form und Intention großformatiger Gespanndenkmäler im griechischen Kulturraum von der archaischen bis in die hellenistische Zeit (Hamburg 2006) 150-168, Kat. D 1, Abb.17. E. Boehringer, Die Münzen von Syrakus (Berlin 1929) 6ff. A. B. Brett, Catalogue of Greek Coins (New York 1974) 47-50, Kat. 328-358, Taf. 18-19. F. Chamoux, L’Aurige. Fouilles de Delphes IV, 5 (Paris 1955). J. Poilloux, Fouilles de Delphes III, 4 (Paris 1976) 120-126, Kat. 452, Taf. 19 A.
Es handelt sich um eine lebensgroße aufrechtstehende männliche Statue auf einer rechteckigen Plinthe. Die Figur trägt ein gegürtetes Gewand, der in breiten geraden Falten bis zu den Knöcheln fällt. Über die Schultern zum Rücken sind die Ärmel des Gewandes mit Bändern enger an den Körper gebunden, sodass die Unterarme frei bleiben.Die Figur ist barfuß. Die Füße sind nebeneinander gestellt, in Relation zur Ausrichtung der Füße ist der ganze Körper nach rechts gewendet. Beide Unterarme sind vorgestreckt, in den Händen hielt die Figur ursprünglich Zügel. Die Haare liegen in kurzen Sichellocken dicht am Kopf, nur an den Schläfen unter einem Stirband stehen kleine Schneckenlöckchen ab. Das Stirnband ist hinten in einen Knoten gebunden und mit Mäander verziert. Der Kopf der Figur ist leicht nach rechts gedreht. Das Geicht ist faltenlos. Die Figur hat ein schweres Kinn und volle Lippen, ein gerade spitze Nase und scharfkantige Augenbrauen, es sind Wimpern zu erkennen. Original AO: Delphi, Archäologisches Museum, Inv. 3484 (dazugehörig Inv. 3520; 3540). Original FO: Delphi, Apollonheiligtum, im Schutt des archaischen Tempels, 28. April – 9. Mai 1896. Original Inschrift:
[μνᾶμα Πολύζαλός με Γ]έλας ἀνέ[θ]εκε[ν] ἀ[ν]άσσ[ον], [ℎυιὸς Δεινομένεος, τ]ὸν ἄεξ’, εὐόνυμ’ Ἄπολλ̣[ον]. 2. Version von 1. Z [Νικάσας ἵπποισι Π]ολύζαλός μ’ ἀνέθηκ[ε(ν) — — —] (Hier) hat mich Polyzalos, der Herrscher von Gela, als Weihgeschenk aufgestellt, den fördere, berühmter Apollon! Fouilles de Delphes III, 4 : 452 Original Schriftquellen:
Pausanias 6, 12, 1 – Beschreibung des bronzenen Gespanndenkmals des Hieron von Syrakus in Olympia. Original Datierung: 478 oder 474 v. Chr. – Daten der Pythischen Spiele. Deutung und historischer Kontext:
Bronzeoriginal, ursprünglich Teil einer Gruppe mit Viergespann und Streitwagen, Fragmente des Wagens und der Pferde sind noch erhalten: Ein Deichselstück (Inv. 3542), drei Jochfragmente (Inv. 3543 / 3598 / 3618), zwei Bruchstücke des Wagengeländers ohne Inv. Die Pferdfragmente sind: rechtes und linkes Hinterbein (Inv. 3538 / 3485), ein linker Vorderfuß (Inv. 3597), oberer Teil eines Pferdeschweifes (Inv. 3541). Die Figur entspricht dem Strengen Stil der frühklassischen Zeit. Neben der Statue wurde die beschriftete Basis, die einen Polyzalos erwähnt, gefunden. Polyzalos herrschte ab 478 v. Chr. in Gela, Sizilien und siegte mit seinem Gespann in 478 oder 474 v. Chr. Da die Pferdebesitzer und nicht die Lenker beim Rennen der panhellenischen Spielen als Sieger galten, bildet die Statue nicht den Polyzalos ab (zur Porträt Diskussion Krumeich 1997, 46 u. Anm. 163). Anlässlich des Sieges weihte er die Gruppe dem Gott Apollon. Der Künstler- und der Lenkername sind unbekannt. Das Werk wurde 373 v. Chr. vom Erdbeben zerstört. Im 6. u. 5. Jh. v. Chr. stellten die freiplastischen Viergespanne in Delphi eine Seltenheit dar. Daher sind sie als besondere Demonstration von Vermögen anzusehen. Anzunehmen ist, dass es noch eine Porträtstatue des Polyzalos selbst in die Gruppe des Wagenlenkers eingeschlossen wurde (Krumeich 1997, 46f) Vergleich:
Darstellungen eines Viergespanns mit einem Wagenlenker im langen Chiton auf Münzen aus Syrakus, Sizilien, siehe Boehringer 1929, 6ff; Brett 1974, Kat. 328-358, Taf. 18-19. Gesichtsform und stilisierte Züge vergleichbar mit Kritios-Knaben in Athen, AkrM, Inv. 698. Weitere Vergleiche in der Haar- und Gesichtsgestaltung lassen sich mit Darstellungen von Epheben in der Vasenmalerei ziehen, siehe Chamoux 1995, Taf. 23; Jüngling von Mozia in Mozia, Archäologisches Museum, Inv. I. G. 4310. Literatur:
S. Meletzis – H. Papadakis, Delphi. Heiliger Bezirk und Museum (München 1965) 18, Abb. 70-75. F. Chamoux, L´Aurige, in: Guide de Delphes. Le Musée, Ècole Française D`Athènes VI (Paris 1991) 180ff, Fig. 51a-d. R. Krumeich, Bildnisse griechischer Herrscher und Staatsmänner im 5. Jahrhundert v. Chr. (München 1997) 39-47, Abb. 9-16. R. Hampe, Der Wagenlenker von Delphi (München 1941). K. Stemmer (Hrsg.), Standorte. Kontext und Funktion antiker Skulptur. Ausstellungskatalog Berlin (Berlin 1995) 197ff, Kat. B 54. A. D. Keramopullos, Zum delphischen Wagenlenker, AM 34, 1909, 33-60. A. Frickenhaus, Die Inschrift des delphischen Wagenlenkers, JdI 28, 1913, 52-58. R. Lullies, Griechische Plastik. Von den Anfängen bis zum Beginn der römischen Kaiserzeit (München 1979) Abb. 88-89. P. Schollmeyer, Antike Gespanndenkmäler (Hamburg 2001), 17ff, Kat. A 3. F. Jünger, Gespann und Herrschaft. Form und Intention großformatiger Gespanndenkmäler im griechischen Kulturraum von der archaischen bis in die hellenistische Zeit (Hamburg 2006) 150-168, Kat. D 1, Abb.17. E. Boehringer, Die Münzen von Syrakus (Berlin 1929) 6ff. A. B. Brett, Catalogue of Greek Coins (New York 1974) 47-50, Kat. 328-358, Taf. 18-19. F. Chamoux, L’Aurige. Fouilles de Delphes IV, 5 (Paris 1955). J. Poilloux, Fouilles de Delphes III, 4 (Paris 1976) 120-126, Kat. 452, Taf. 19 A.
Sammlung: Gipsabgusssammlung
Die auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblickende Sammlung umfasst berühmte Werke der antiken Plastik, Gipsabgüsse antiker Skulpturen, Reliefs, Portraits und Kleinkunst aus einem Zeitraum, der sich von der Epoche der griechischen Archaik, über die Klassik und den Hellenismus bis in die römische Zeit erstreckt. Die Schwerpunkte der Sammlung liegen bei griechischer und hellenistischer Skulptur sowie römischen Portraits.
Kontakt:
Frau Jun.-Prof. Fanny Opdenhoff
Fakultät für Geisteswissenschaften
Edmund-Siemers-Allee 1- Westflügel
20146 Hamburg
Tel.: +49 40 42838-9037
E-Mail: fanny.opdenhoff@uni-hamburg.de