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Tyche von Antiochia
Name: Tyche von Antiochia Inventarnummer: 172 Beschreibung:
Es handelt sich um eine unterlebensgroße sitzende weibliche Statue. Es fehlen: der Kopf, rechter Unterarm, rechter Fuß und der vordere Teil der Plinthe. Die Figur sitzt auf einem Felsen, dabei hat sie ihr rechtes Bein über das linke geschlagen. Die Figur trägt einen gerippten Chiton aus leichtem Stoff und einen Mantel aus schwererem Stoff. Der Chiton geht bis zu den Füßen der Figur und fällt kaskadenartig auf den Felsen herab. Der Mantel umhüllt ihren Oberkörper bis zu den Oberschenkeln, am rechten Ellenbogen sammelt sich der Saum des Mantels und verläuft schräg nach unten zum linken Oberschenkel. Die Figur hat ihren linken Arm nach hinten gestreckt und stützt sich damit am Felsen ab, infolgedessen bilden sich Spannfalten entlang des linken Armes. Der Oberkörper ist zu ihrer Linken gedreht. Der fehlende rechte Unterarm war ursprünglich am Knie des rechten Beines abgelegt. Die Figur trägt offene Schuhe mit flacher Sohle. Original AO: Budapest, Museum für Schöne Künste, Inv. 4742. Original FO:
Rom, Anfang des 20. Jh. Von Arndt bzw. Fa. Wolters nach München erworben. Seit 1908 in Budapest. Original Schriftquellen: Paus. 6, 2, 7; Plin. nat. 34, 51. Original Datierung: Griech. Original: um 300 v. Chr. Deutung und historischer Kontext:
Diese Marmorstauette ist eine Replik des Kultbildes der Stadtgöttin Tyche von Antiochia, die nach der Gründung der Stadt Antiochia durch Seleukos I. Nikator 300 v. Chr. vom Eutychides, dem Schüler des Lysipp geschaffen wurde. Das Original stellte eine sitzende weibliche Figur mit Mauerkrone, in der rechten Hand Ähren und Mohn haltend und zu ihren Füßen den Flussgott Orontes dar, da Antiochia am Fluss Orontes lag. Bei dieser Replik ist die Figur des Flussgottes Orontes nicht erhalten oder sie fehlt, darüber kann keine eindeutige Aussage getroffen werden (Dohrn 1960, 20). Nach B. Andreae markiert diese Skulptur eine Wende sowohl kunst- als auch ereignisgeschichtlich (Andreae 1998): sie wurde zum Zeitpunkt der festen Etablierung der Diadochenreiche geschaffen; das Verhältnis des Körpers zum Gewand weicht von der klassischen Tradition ab, bei der das Gewand überwiegend die Konturen des Körpers bestimmte. Bei der Tyche macht sich die Beweglichkeit der Beine und der Arme dadurch bemerkbar, dass ihr Mantel und Chiton nicht zu eng anliegen. Bei Pausanias sind Hinweise auf die ersten plastischen Darstellungen der Tyche als Stadtgöttin überliefert, sie reichen bis ins 6. Jh. v. Chr. (1, 43, 6; 4, 30, 3; 4, 30, 6; 9, 16, 1). Das Werk von Euthychides ist grundlegend und charakteristich für ihren sitzenden Typus, das in mehreren Statuettenrepliken, Gemmen und Münzbildern überliefert ist. Das Abbild wurde von mehreren Städten des östlichen Mittelmeerraumes auf ihre Münzen geprägt (Prottung 1995, 69f). Vergleich:
Bei der Replik in Catania, Museo Civico die Castello Ursino, Inv. 1056 ähnliche Debatte über den fehlenden Orontes. Tyche mit dem ungewöhnlich ergänzten aufgestellten rechten Arm und Orontes in Rom, Vatikanische Museen, Inv. 2672. Zwei Bronzestatuetten in Florenz (Museo Archaeologico, Inv. 427.2341; 428.2366) lassen sich am besten in der Sitzhaltung und im Faltenfall mit der Marmorstatuette in Budapest vergleichen. Für weitere Statuettenrepliken aus verschiedenem Material, Münzbilder und Gemmen siehe Kataloge: Dohrn 1960, 13ff, Prottung 1995, 203ff. Literatur:
B. Andreae, Skulptur des Hellenismus (München 2001) 67-68, Kat. 13, Abb 25-27. B. Andreae, Schönheit des Realismus. Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik (Mainz 1998) 25-29, Kat. 3. A. Hekler, Die Sammlung antiker Skulpturen. Die antiken Skulpturen im Ungarischen Nationalmuseum und im Budapester Privatbesitz (Wien 1929) 63, Kat. 52, Abb. 52. T. Dohrn, Die Tyche von Antiochia (Berlin 1960) 20, Kat. 13, Taf. 1. P. Prottung, Darstellungen der hellenistischen Stadttyche (Münster 1995) 43-70, Taf 7-1. M. Meyer, Die Personifikation der Stadt Antiocheia. Ein neues Bild für eine neue Gottheit (Berlin 2006). E. Christof, Das Glück der Stadt. Die Tyche von Antiochia und andere Stadttychen (Frankfurt am Main 2001).
Es handelt sich um eine unterlebensgroße sitzende weibliche Statue. Es fehlen: der Kopf, rechter Unterarm, rechter Fuß und der vordere Teil der Plinthe. Die Figur sitzt auf einem Felsen, dabei hat sie ihr rechtes Bein über das linke geschlagen. Die Figur trägt einen gerippten Chiton aus leichtem Stoff und einen Mantel aus schwererem Stoff. Der Chiton geht bis zu den Füßen der Figur und fällt kaskadenartig auf den Felsen herab. Der Mantel umhüllt ihren Oberkörper bis zu den Oberschenkeln, am rechten Ellenbogen sammelt sich der Saum des Mantels und verläuft schräg nach unten zum linken Oberschenkel. Die Figur hat ihren linken Arm nach hinten gestreckt und stützt sich damit am Felsen ab, infolgedessen bilden sich Spannfalten entlang des linken Armes. Der Oberkörper ist zu ihrer Linken gedreht. Der fehlende rechte Unterarm war ursprünglich am Knie des rechten Beines abgelegt. Die Figur trägt offene Schuhe mit flacher Sohle. Original AO: Budapest, Museum für Schöne Künste, Inv. 4742. Original FO:
Rom, Anfang des 20. Jh. Von Arndt bzw. Fa. Wolters nach München erworben. Seit 1908 in Budapest. Original Schriftquellen: Paus. 6, 2, 7; Plin. nat. 34, 51. Original Datierung: Griech. Original: um 300 v. Chr. Deutung und historischer Kontext:
Diese Marmorstauette ist eine Replik des Kultbildes der Stadtgöttin Tyche von Antiochia, die nach der Gründung der Stadt Antiochia durch Seleukos I. Nikator 300 v. Chr. vom Eutychides, dem Schüler des Lysipp geschaffen wurde. Das Original stellte eine sitzende weibliche Figur mit Mauerkrone, in der rechten Hand Ähren und Mohn haltend und zu ihren Füßen den Flussgott Orontes dar, da Antiochia am Fluss Orontes lag. Bei dieser Replik ist die Figur des Flussgottes Orontes nicht erhalten oder sie fehlt, darüber kann keine eindeutige Aussage getroffen werden (Dohrn 1960, 20). Nach B. Andreae markiert diese Skulptur eine Wende sowohl kunst- als auch ereignisgeschichtlich (Andreae 1998): sie wurde zum Zeitpunkt der festen Etablierung der Diadochenreiche geschaffen; das Verhältnis des Körpers zum Gewand weicht von der klassischen Tradition ab, bei der das Gewand überwiegend die Konturen des Körpers bestimmte. Bei der Tyche macht sich die Beweglichkeit der Beine und der Arme dadurch bemerkbar, dass ihr Mantel und Chiton nicht zu eng anliegen. Bei Pausanias sind Hinweise auf die ersten plastischen Darstellungen der Tyche als Stadtgöttin überliefert, sie reichen bis ins 6. Jh. v. Chr. (1, 43, 6; 4, 30, 3; 4, 30, 6; 9, 16, 1). Das Werk von Euthychides ist grundlegend und charakteristich für ihren sitzenden Typus, das in mehreren Statuettenrepliken, Gemmen und Münzbildern überliefert ist. Das Abbild wurde von mehreren Städten des östlichen Mittelmeerraumes auf ihre Münzen geprägt (Prottung 1995, 69f). Vergleich:
Bei der Replik in Catania, Museo Civico die Castello Ursino, Inv. 1056 ähnliche Debatte über den fehlenden Orontes. Tyche mit dem ungewöhnlich ergänzten aufgestellten rechten Arm und Orontes in Rom, Vatikanische Museen, Inv. 2672. Zwei Bronzestatuetten in Florenz (Museo Archaeologico, Inv. 427.2341; 428.2366) lassen sich am besten in der Sitzhaltung und im Faltenfall mit der Marmorstatuette in Budapest vergleichen. Für weitere Statuettenrepliken aus verschiedenem Material, Münzbilder und Gemmen siehe Kataloge: Dohrn 1960, 13ff, Prottung 1995, 203ff. Literatur:
B. Andreae, Skulptur des Hellenismus (München 2001) 67-68, Kat. 13, Abb 25-27. B. Andreae, Schönheit des Realismus. Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik (Mainz 1998) 25-29, Kat. 3. A. Hekler, Die Sammlung antiker Skulpturen. Die antiken Skulpturen im Ungarischen Nationalmuseum und im Budapester Privatbesitz (Wien 1929) 63, Kat. 52, Abb. 52. T. Dohrn, Die Tyche von Antiochia (Berlin 1960) 20, Kat. 13, Taf. 1. P. Prottung, Darstellungen der hellenistischen Stadttyche (Münster 1995) 43-70, Taf 7-1. M. Meyer, Die Personifikation der Stadt Antiocheia. Ein neues Bild für eine neue Gottheit (Berlin 2006). E. Christof, Das Glück der Stadt. Die Tyche von Antiochia und andere Stadttychen (Frankfurt am Main 2001).
Sammlung: Gipsabgusssammlung
Die auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblickende Sammlung umfasst berühmte Werke der antiken Plastik, Gipsabgüsse antiker Skulpturen, Reliefs, Portraits und Kleinkunst aus einem Zeitraum, der sich von der Epoche der griechischen Archaik, über die Klassik und den Hellenismus bis in die römische Zeit erstreckt. Die Schwerpunkte der Sammlung liegen bei griechischer und hellenistischer Skulptur sowie römischen Portraits.
Kontakt:
Frau Jun.-Prof. Fanny Opdenhoff
Fakultät für Geisteswissenschaften
Edmund-Siemers-Allee 1- Westflügel
20146 Hamburg
Tel.: +49 40 42838-9037
E-Mail: fanny.opdenhoff@uni-hamburg.de