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Torso des Marsyas
Name: Torso des Marsyas Inventarnummer: 109 Beschreibung:
Es handelt sich um einen männlichen Torso. Der Kopf, Schulter und Arme sind nicht erhalten, sowie größtenteils beide Beine und das Glied. Der Torso ist in einer aufrechten Haltung dargestellt, die Körpermuskulatur ist insbesondere an den Oberschenkelansätzen und im abdominalen Bereich plastisch ausgearbeitet. Die Bauchmuskulatur ist sichtbar in die Länge gezogen, was auf die ursprüngliche Darstellung hängend und mit den nach oben gerissenen Armen deutet. Dafür spricht auch ein erhaltener Teil linken Achselhöhle mit etwas Haar. Die Körpermuskulatur ist symmetrisch gegliedert, sodass der Eindruck einer gleichmäßigen Streckung entsteht. Der Brustkorb ist teilweise bestoßen. Im Genitalbereich und auf der Brust ist großflächiger Haarwuchs zu erkennen. Original AO: Berlin, Pergamonmuseum, Inv. Sk 213. Original FO: Pergamon, in 1845. Original Schriftquellen: Plinius nat. 34, 57. Original Datierung: Original: um 200 v. Chr.; Röm. Kopie: Mitte 2. Jh. n. Chr. Deutung und historischer Kontext:
Diese Statue bildet den Torso des hängenden Satyr Marsyas ab. Für diesen wurden zwei mögliche Darstellungstypen unterschieden: der Weiße (weißer Marmor) und der Rote (roter pavonazzetto Marmor) Typus. Dieser Statue wurden von Mandel (2007, 150) der Rote und von Brinkmann (2008, 60, Abb. 34) der Weiße Typus zugeschrieben. Allerdings liefert Mandel (2007, 150) Belege für ihre Interpretation, bezieht sich aber hauptsächlich auf die vollständigeren Repliken: der Rote Typus ist, aufgrund der Symmetrie in der Streckung seines Körpers und unproportionaler Wirkung der Glieder [großer Kopf], früher als der Weiße einzuordnen. Wobei die Interpretation von Brinkmann 2008, 60 sich auf das Material des Originals (weißer Marmor) zu stützen scheint. Nach dem Mythos wurde Marsyas mit Enthäuten bestraft, dafür, dass er Apollon zu einem musischen Wettstreit herausforderte (Schraudolph 2007, 235). Plinius schreibt, dass der Bildhauer Myron einen Satyr schuf, der die Flöte bewundert und eine Athene, dies ist eine andere Statuengruppe (Statue des Marsyas des Myron in Rom, Musei Vaticani, Inv. 379), die aber zum Mythos gehörte. Athena erfand den Aulos, mit welchem Marsyas gegen Apoll im Wettstreit antrat. Der hängende Marsyas gehörte zu einer Statuengruppe zusammen mit dem Skythischen Schleifer (Inv. 109), der in nur einer Kopie überliefert ist. Das Vorbild zu dieser Komposition war die hellenistische Statuengruppe aus Pergamon (Rawson 1987, 209, A69). Vergleich:
Zahlreiche Kopien von beiden Typen des hängenden Marsyas sind erhalten, für einen ausführlichen Katalog von Marsyas-Darstellungen auf verschiedenen Trägern, in diversen Größen und Material in römischer Zeit, siehe Rawson 1987, besonders 209-213 zum Hängenden Typus. Weiterer hängender Marsyas im Roten Typus in Rom, Musei Capitolini, Inv. 1077 und in Karlsruhe, Badisches Landesmuseum, Inv. B 2301. Im Vergleich zum Roten ist der Typus des Weißen Marsyas schlanker und der Körper ist mehr in die Länge gestreckt; Weißer Typus in München, Glyptothek, Inv. 280; Istanbul, Archäologisches Museum, Inv. 400; Paris, Louvre Inv. MA 542; Florenz, Uffizien, Inv. 199. Kopf und Körperbau vergleichbar mit der Statue eines tanzenden Silens Rom, Villa Borghese, Inv. 802. Beispiele von Darstellungen des Marsyas-Mythos mit der Gruppe: Apollon, messerschleifender Skythe und an den Baum gebundener Satyr auf einem römischen Sarkophag, Anfang 2. Jh. n. Chr, in Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek, Inv. 844; dieselben auf einer Gemme, 1.-3. Jh. n. Chr, in London, British Museum, Inv. 2744. Literatur:
H. Meyer, Der weiße und der rote Marsyas. Eine kopienkritische Untersuchung (München 1987) 21-23, Taf 1-2. G. Heres – M. Kunze, Antikensammlung I, Staatliche Museen zu Berlin (Berlin 1984) 70, Kat. 163, Abb. 77. U. Mandel, Räumlichkeit und Bewegungserleben. Körperschicksale im Hochhellenismus (240–190 v. Chr.), in: P. C. Bol (Hrsg.), Die Geschichte der antiken Bildhauerkunst III: hellenistische Plastik (Berlin 2007) 150, Textabb. 53. E. Schraudolph, Beispiele hellenistischer Plastik der Zeit zwischen 190 und 160 v. Chr., in: P. C. Bol (Hrsg.), Die Geschichte der antiken Bildhauerkunst III. Hellenistische Plastik (Berlin 2007) 235-237. H. A. Weis, The Hanging Marsyas. The Origin and History of a Statue (Ann Arbor 1977) Kat. 228, Taf. 6, 1. P. B. Rawson, The Myth of Marsyas in the Roman Visual Arts. An Iconographic Study (Oxford 1987) 211, Kat. A69. V. Brinkmann (Hrsg.) Die Launen des Olymp. Der Mythos von Athena, Marsyas und Apoll, Ausstellungskatalog 2008 (Frankfurt am Main 2008) 60-68, Abb. 34.
Es handelt sich um einen männlichen Torso. Der Kopf, Schulter und Arme sind nicht erhalten, sowie größtenteils beide Beine und das Glied. Der Torso ist in einer aufrechten Haltung dargestellt, die Körpermuskulatur ist insbesondere an den Oberschenkelansätzen und im abdominalen Bereich plastisch ausgearbeitet. Die Bauchmuskulatur ist sichtbar in die Länge gezogen, was auf die ursprüngliche Darstellung hängend und mit den nach oben gerissenen Armen deutet. Dafür spricht auch ein erhaltener Teil linken Achselhöhle mit etwas Haar. Die Körpermuskulatur ist symmetrisch gegliedert, sodass der Eindruck einer gleichmäßigen Streckung entsteht. Der Brustkorb ist teilweise bestoßen. Im Genitalbereich und auf der Brust ist großflächiger Haarwuchs zu erkennen. Original AO: Berlin, Pergamonmuseum, Inv. Sk 213. Original FO: Pergamon, in 1845. Original Schriftquellen: Plinius nat. 34, 57. Original Datierung: Original: um 200 v. Chr.; Röm. Kopie: Mitte 2. Jh. n. Chr. Deutung und historischer Kontext:
Diese Statue bildet den Torso des hängenden Satyr Marsyas ab. Für diesen wurden zwei mögliche Darstellungstypen unterschieden: der Weiße (weißer Marmor) und der Rote (roter pavonazzetto Marmor) Typus. Dieser Statue wurden von Mandel (2007, 150) der Rote und von Brinkmann (2008, 60, Abb. 34) der Weiße Typus zugeschrieben. Allerdings liefert Mandel (2007, 150) Belege für ihre Interpretation, bezieht sich aber hauptsächlich auf die vollständigeren Repliken: der Rote Typus ist, aufgrund der Symmetrie in der Streckung seines Körpers und unproportionaler Wirkung der Glieder [großer Kopf], früher als der Weiße einzuordnen. Wobei die Interpretation von Brinkmann 2008, 60 sich auf das Material des Originals (weißer Marmor) zu stützen scheint. Nach dem Mythos wurde Marsyas mit Enthäuten bestraft, dafür, dass er Apollon zu einem musischen Wettstreit herausforderte (Schraudolph 2007, 235). Plinius schreibt, dass der Bildhauer Myron einen Satyr schuf, der die Flöte bewundert und eine Athene, dies ist eine andere Statuengruppe (Statue des Marsyas des Myron in Rom, Musei Vaticani, Inv. 379), die aber zum Mythos gehörte. Athena erfand den Aulos, mit welchem Marsyas gegen Apoll im Wettstreit antrat. Der hängende Marsyas gehörte zu einer Statuengruppe zusammen mit dem Skythischen Schleifer (Inv. 109), der in nur einer Kopie überliefert ist. Das Vorbild zu dieser Komposition war die hellenistische Statuengruppe aus Pergamon (Rawson 1987, 209, A69). Vergleich:
Zahlreiche Kopien von beiden Typen des hängenden Marsyas sind erhalten, für einen ausführlichen Katalog von Marsyas-Darstellungen auf verschiedenen Trägern, in diversen Größen und Material in römischer Zeit, siehe Rawson 1987, besonders 209-213 zum Hängenden Typus. Weiterer hängender Marsyas im Roten Typus in Rom, Musei Capitolini, Inv. 1077 und in Karlsruhe, Badisches Landesmuseum, Inv. B 2301. Im Vergleich zum Roten ist der Typus des Weißen Marsyas schlanker und der Körper ist mehr in die Länge gestreckt; Weißer Typus in München, Glyptothek, Inv. 280; Istanbul, Archäologisches Museum, Inv. 400; Paris, Louvre Inv. MA 542; Florenz, Uffizien, Inv. 199. Kopf und Körperbau vergleichbar mit der Statue eines tanzenden Silens Rom, Villa Borghese, Inv. 802. Beispiele von Darstellungen des Marsyas-Mythos mit der Gruppe: Apollon, messerschleifender Skythe und an den Baum gebundener Satyr auf einem römischen Sarkophag, Anfang 2. Jh. n. Chr, in Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek, Inv. 844; dieselben auf einer Gemme, 1.-3. Jh. n. Chr, in London, British Museum, Inv. 2744. Literatur:
H. Meyer, Der weiße und der rote Marsyas. Eine kopienkritische Untersuchung (München 1987) 21-23, Taf 1-2. G. Heres – M. Kunze, Antikensammlung I, Staatliche Museen zu Berlin (Berlin 1984) 70, Kat. 163, Abb. 77. U. Mandel, Räumlichkeit und Bewegungserleben. Körperschicksale im Hochhellenismus (240–190 v. Chr.), in: P. C. Bol (Hrsg.), Die Geschichte der antiken Bildhauerkunst III: hellenistische Plastik (Berlin 2007) 150, Textabb. 53. E. Schraudolph, Beispiele hellenistischer Plastik der Zeit zwischen 190 und 160 v. Chr., in: P. C. Bol (Hrsg.), Die Geschichte der antiken Bildhauerkunst III. Hellenistische Plastik (Berlin 2007) 235-237. H. A. Weis, The Hanging Marsyas. The Origin and History of a Statue (Ann Arbor 1977) Kat. 228, Taf. 6, 1. P. B. Rawson, The Myth of Marsyas in the Roman Visual Arts. An Iconographic Study (Oxford 1987) 211, Kat. A69. V. Brinkmann (Hrsg.) Die Launen des Olymp. Der Mythos von Athena, Marsyas und Apoll, Ausstellungskatalog 2008 (Frankfurt am Main 2008) 60-68, Abb. 34.
Sammlung: Gipsabgusssammlung
Die auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblickende Sammlung umfasst berühmte Werke der antiken Plastik, Gipsabgüsse antiker Skulpturen, Reliefs, Portraits und Kleinkunst aus einem Zeitraum, der sich von der Epoche der griechischen Archaik, über die Klassik und den Hellenismus bis in die römische Zeit erstreckt. Die Schwerpunkte der Sammlung liegen bei griechischer und hellenistischer Skulptur sowie römischen Portraits.
Kontakt:
Frau Jun.-Prof. Fanny Opdenhoff
Fakultät für Geisteswissenschaften
Edmund-Siemers-Allee 1- Westflügel
20146 Hamburg
Tel.: +49 40 42838-9037
E-Mail: fanny.opdenhoff@uni-hamburg.de