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Sterbender Gallier
Name: Sterbender Gallier Inventarnummer: 108 Beschreibung:
Es handelt sich um eine unbekleidete männliche Figur auf einer ovalen Plinthe. Der rechte Arm von der Schulter bis zum Handgelenk fehlt, ebenso der große Zeh am rechten Fuß und das Glied. Der Mann ist zum Boden gesunken, er stützt sich auf seine rechte Hand ab. Der Körper ist auch nach rechts gewendet. Seine linke Hand liegt auf dem rechten Knie. Das auf der Seite liegende rechte Bein ist scharf angewinkelt. Das linke Bein ist gestreckt und leicht angewinkelt, der linke Fuß ist flach auf dem Boden abgesetzt. Der Körper ist muskulös, an der linken Seite ist eine saubere Stichwunde mit Blutspuren zu erkennen. Der Kopf des Mannes ist nach unten gesenkt, sodass das Gesicht vom Betrachter verborgen bleibt. Der Mann trägt einen Oberlippenbart, seine Augenbrauen sind an der Nasenwurzel zusammengezogen und eine tiefe Stirnfalte kommt hervor. Seine Haare sind struppig und voluminös, sie verteilen sich unregelmäßig auf dem Kopf. Hinten am Nacken sind sie etwas länger. Der Mann trägt Halsschmuck – einen Torques. Auf der Plinthe sind Waffen und ein zerbrochenes Horn im Flachrelief dargestellt. Der Mann sitzt zum Teil auf einem ovalen Schild und neben seiner rechten Hand liegt ein Schwert und eine Schwertscheide mit Riemen. Original AO: Rom, Kapitolinische Museen, Palazzo Nuovo, Inv. 747. Original FO:
Rom, Villa Ludovisi. Seit 1623 im Besitz der Familie Ludovisi, seit 1797 in Paris, ab 1815 wieder in Rom. Original Schriftquellen: Plinius nat. 34, 84; 34, 88. Original Datierung: Bronzeoriginal vor 220 v. Chr. Röm. Kopie 2. Jh. n. Chr. Deutung und historischer Kontext:
Der sterbende Gallier bildet zusammen mit der Galatergruppe Ludovisi einen Teil des großen Weihgeschenkes/ Siegesmonuments des Attalos I. In 234/233 v. Chr. besiegte Attalos I. von Pergamon den gallischen Stamm der Tolistoagier an den Kaikosquellen. Es war einer von drei Galaterstämmen, die 278/277 v. Chr. über den Hellespont nach Kleinasien gelangten und dortigen Städte zur Tributzahlung zwangen (Wenning 1978, 37). Attalos I. weihte die Skulpturengruppe der Athena Polias im heiligen Bezirk von Pergamon. Der erhaltene Rundsockel (H: 2,20 m, ø 3,15 m) im Temenos wird als die Aufstellungsbasis des Geschenks gesehen (Andreae 2001, 92; Mandel 2007, 168). Die Figur weist typische für griechische Plastik physische Erscheinung eines Galaters: kurzes struppiges Haar, Schnurrbart, markante Gesichtszüge, mit Torques um den Hals – eine ausführliche Beschreibung liefert Diodor V 28, 1-3 (Künzl 1971, 6f). Das zerbrochene Horn auf der Plinthe unter dem linken Unterschenkel des sterbenden Galliers regte eine Diskussion um die Person des Sterbenden an. Laut Michaelis (1893, 132) könnte er dem tubicen des Epigonos (Plin. nat. 34, 88) entsprechen, einem Blasmusikanten, der die kämpfenden Truppen antreibt (dazu auch Wenning 1978, 2f). Laut Wenning (1978, 3) wurde das Horn nicht vom Kopisten hinzugefügt, sondern war schon im Original vorhanden um möglicherweise der Figur individuelle Züge zu verleihen. Es gibt keine wieteren Angaben zum Bildhauer. Die genaue Komposition der einzelnen Skulpturen des Anathems ist nicht bekannt. Einen Hinweis könnte die Ritzung auf der Plinthe des Galliers liefern: konzentrische Kreise mit eingeritzen Linien. Laut Andreae (1998, 83) könnte es eine Anleitung zur Aufstellung der Skulpturen sein. Vergleich:
Haltungsmotiv wiederholt beim sitzenden sterbenden Gallier des kleinen attalischen Weihgeschenkes in Neapel, Museo Nazionale Inv. 6015. Ein Torso im Typus Kapitol befindet sich in Dresden, SK, Inv. Hm 154. Verwundeter Udaios vom Gigantomachiefries (Ostseite, zu Füßen von Apollon) des Pergamonaltars in Berlin, Pergamonmuseum. Literatur:
B. Andreae, Skulptur des Hellenismus (München 2001) 92-93,Taf. 47-48. B. Andreae, Schönheit des Realismus. Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik (Mainz 1998) 80-86, Kat. 18. R. Wenning, Die Galateranatheme Attalos I (Berlin 1978) 1-5, Taf. 1-3. U. Mandel, Räumlichkeit und Bewegungserleben – Körperschicksale im Hochhellenismus (240-190 v. Chr.) in: P. C. Bol (Hrsg.), Die Geschichte der Antiken Bildhauerkunst III. Klassische Plastik (Mainz 2004) 103-187, Abb. 61, Taf. 168 a-b, e, h-i. A. Michaelis, Der Schöpfer der attalischen Kampfgruppen, JdI 8, 1893, 132. E. Künzl, Die Kelten des Epigonos von Pergamon (Würzburg 1971), 6-7, Taf. 1-4.
Es handelt sich um eine unbekleidete männliche Figur auf einer ovalen Plinthe. Der rechte Arm von der Schulter bis zum Handgelenk fehlt, ebenso der große Zeh am rechten Fuß und das Glied. Der Mann ist zum Boden gesunken, er stützt sich auf seine rechte Hand ab. Der Körper ist auch nach rechts gewendet. Seine linke Hand liegt auf dem rechten Knie. Das auf der Seite liegende rechte Bein ist scharf angewinkelt. Das linke Bein ist gestreckt und leicht angewinkelt, der linke Fuß ist flach auf dem Boden abgesetzt. Der Körper ist muskulös, an der linken Seite ist eine saubere Stichwunde mit Blutspuren zu erkennen. Der Kopf des Mannes ist nach unten gesenkt, sodass das Gesicht vom Betrachter verborgen bleibt. Der Mann trägt einen Oberlippenbart, seine Augenbrauen sind an der Nasenwurzel zusammengezogen und eine tiefe Stirnfalte kommt hervor. Seine Haare sind struppig und voluminös, sie verteilen sich unregelmäßig auf dem Kopf. Hinten am Nacken sind sie etwas länger. Der Mann trägt Halsschmuck – einen Torques. Auf der Plinthe sind Waffen und ein zerbrochenes Horn im Flachrelief dargestellt. Der Mann sitzt zum Teil auf einem ovalen Schild und neben seiner rechten Hand liegt ein Schwert und eine Schwertscheide mit Riemen. Original AO: Rom, Kapitolinische Museen, Palazzo Nuovo, Inv. 747. Original FO:
Rom, Villa Ludovisi. Seit 1623 im Besitz der Familie Ludovisi, seit 1797 in Paris, ab 1815 wieder in Rom. Original Schriftquellen: Plinius nat. 34, 84; 34, 88. Original Datierung: Bronzeoriginal vor 220 v. Chr. Röm. Kopie 2. Jh. n. Chr. Deutung und historischer Kontext:
Der sterbende Gallier bildet zusammen mit der Galatergruppe Ludovisi einen Teil des großen Weihgeschenkes/ Siegesmonuments des Attalos I. In 234/233 v. Chr. besiegte Attalos I. von Pergamon den gallischen Stamm der Tolistoagier an den Kaikosquellen. Es war einer von drei Galaterstämmen, die 278/277 v. Chr. über den Hellespont nach Kleinasien gelangten und dortigen Städte zur Tributzahlung zwangen (Wenning 1978, 37). Attalos I. weihte die Skulpturengruppe der Athena Polias im heiligen Bezirk von Pergamon. Der erhaltene Rundsockel (H: 2,20 m, ø 3,15 m) im Temenos wird als die Aufstellungsbasis des Geschenks gesehen (Andreae 2001, 92; Mandel 2007, 168). Die Figur weist typische für griechische Plastik physische Erscheinung eines Galaters: kurzes struppiges Haar, Schnurrbart, markante Gesichtszüge, mit Torques um den Hals – eine ausführliche Beschreibung liefert Diodor V 28, 1-3 (Künzl 1971, 6f). Das zerbrochene Horn auf der Plinthe unter dem linken Unterschenkel des sterbenden Galliers regte eine Diskussion um die Person des Sterbenden an. Laut Michaelis (1893, 132) könnte er dem tubicen des Epigonos (Plin. nat. 34, 88) entsprechen, einem Blasmusikanten, der die kämpfenden Truppen antreibt (dazu auch Wenning 1978, 2f). Laut Wenning (1978, 3) wurde das Horn nicht vom Kopisten hinzugefügt, sondern war schon im Original vorhanden um möglicherweise der Figur individuelle Züge zu verleihen. Es gibt keine wieteren Angaben zum Bildhauer. Die genaue Komposition der einzelnen Skulpturen des Anathems ist nicht bekannt. Einen Hinweis könnte die Ritzung auf der Plinthe des Galliers liefern: konzentrische Kreise mit eingeritzen Linien. Laut Andreae (1998, 83) könnte es eine Anleitung zur Aufstellung der Skulpturen sein. Vergleich:
Haltungsmotiv wiederholt beim sitzenden sterbenden Gallier des kleinen attalischen Weihgeschenkes in Neapel, Museo Nazionale Inv. 6015. Ein Torso im Typus Kapitol befindet sich in Dresden, SK, Inv. Hm 154. Verwundeter Udaios vom Gigantomachiefries (Ostseite, zu Füßen von Apollon) des Pergamonaltars in Berlin, Pergamonmuseum. Literatur:
B. Andreae, Skulptur des Hellenismus (München 2001) 92-93,Taf. 47-48. B. Andreae, Schönheit des Realismus. Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik (Mainz 1998) 80-86, Kat. 18. R. Wenning, Die Galateranatheme Attalos I (Berlin 1978) 1-5, Taf. 1-3. U. Mandel, Räumlichkeit und Bewegungserleben – Körperschicksale im Hochhellenismus (240-190 v. Chr.) in: P. C. Bol (Hrsg.), Die Geschichte der Antiken Bildhauerkunst III. Klassische Plastik (Mainz 2004) 103-187, Abb. 61, Taf. 168 a-b, e, h-i. A. Michaelis, Der Schöpfer der attalischen Kampfgruppen, JdI 8, 1893, 132. E. Künzl, Die Kelten des Epigonos von Pergamon (Würzburg 1971), 6-7, Taf. 1-4.
Sammlung: Gipsabgusssammlung
Die auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblickende Sammlung umfasst berühmte Werke der antiken Plastik, Gipsabgüsse antiker Skulpturen, Reliefs, Portraits und Kleinkunst aus einem Zeitraum, der sich von der Epoche der griechischen Archaik, über die Klassik und den Hellenismus bis in die römische Zeit erstreckt. Die Schwerpunkte der Sammlung liegen bei griechischer und hellenistischer Skulptur sowie römischen Portraits.
Kontakt:
Frau Jun.-Prof. Fanny Opdenhoff
Fakultät für Geisteswissenschaften
Edmund-Siemers-Allee 1- Westflügel
20146 Hamburg
Tel.: +49 40 42838-9037
E-Mail: fanny.opdenhoff@uni-hamburg.de