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Ganswürger
Name: Ganswürger Inventarnummer: 107 Beschreibung:
Es handelt sich um eine lebensgroße Figurengruppe aus einem kleinen Knaben und einer Gans. Der Junge ist unbekleidet. Er trägt kurze, leicht lockige Haare. Die Haare an der Stirn sind in einen kleinen Knoten zusammengebunden. Der Körper des Knaben ist kindhaft füllig und weich aber dennoch kräftig. In seinen Armen hat der Junge den Hals und den rechten Flügel der Gans fest im Griff und presst sie zu seiner linken Schulter. Dabei wendet er seinen Kopf zur Gans und lächelt. Er steht breitbeinig und kippt leicht nach hinten und zur rechten Seite, indem er die Gans fester an sich drückt. Die Gans ist etwa so groß wie das Kind. Ihr Körper befindet sich hinter dem Kind. Sie hat ebenfalls ihre Bei-ne gespreizt, um besseren Halt zu haben und Widerstand zu leisten, der Schnabel ist weit geöffnet. Original AO: München, Glyptothek, Inv. 268 Original FO: Villa Quintiliana, Via Appia, Rom. Original Schriftquellen: Plin. hist. nat. 34,84. Herondas 4.31. Original Datierung: Griech. Original: um 230-220 v. Chr. Röm. Kopie: 1. Jh. n. Chr. Deutung und historischer Kontext:
Die Gruppe wurde zusammen mit zwei anderen Repliken in der römischen Villa Quitiliana gefunden. Aufgrund einer Öffnung im Gänseschnabel könnten alle Repliken in einer Brunnenanlage der Villa aufgestellt worden sein (Stemmer 1995, 211). Insgesamt sind sechs große und eine kleine Replik bekannt, die größtenteils in Rom gefunden wurden (Künzl 1968, 77). Die zahlreichen Kopien dieser Gruppe zeugen von der Beliebheit des Motivs im kaiserzeitlichen Rom. Die dargestellte physische Aktion, eine Momentaufnahme, gehört zu den Merkmalen der hellenistischen Skulptur (Kunze 2002, 146). Die pyramidale Komposition erinnert an Statuengruppen mit Heroenthematik (z. B. Menelaos und Patroklos in Florenz, Palazzo Pitti; Blendung des Polyphems in Sperlonga, Museo Archaeologico Nazionale; der Farnesische Stier in Neapel, Museo Nazionale Inv. 6002) (Smith 1991, 136). Die ursprüngliche Funktion des Originals ist unbekannt. R. R. R. Smith schlägt die Deutung als eine Votivgabe an Asklepios vor, da bei Herondas eine thematisch ähnliche Statue im Asklepios-Heiligtum von Kos erwähnt wird – ein Dank der Eltern für die Heilung ihres Kindes (Smith 1991, 136, weitere Überlegungen zur Funktion siehe Kunze 2002). Plinius d. Ä. nennt einen Künstler Boethos, der eine Statue des Knaben, der eine Gans würgt, geschaffen hat. Ob Plinius über genau diese Gruppe schrieb, ist ungeklärt. Vergleich:
Repliken in Vatikan, Musei Vaticani Inv. 66, und in Paris, Louvre Inv. MA 40 diese wurden ebenfalls in der Villa Quintiliana gefunden. Andere Repliken: Rom, Kapitol. Mus. Inv. 238; Rom, Museo Torlonia Inv. 448; Genf, Musée d’Art et d’Historie Inv. 8944, Rom, Mus. Naz. Inv. 8565, Paris, Mus. Rodin Inv. 357, Statuette in Neapel, Mus. Naz. Inv. 120581 (Kunze 2002, 142f). E. Künzl nennt die Gruppe des Herakles mit dem Löwen als Vorbild für den Ganswürger (Künzl 1968, 79, Abb. 10). Weitere Gruppe der Thema Knabe mit der Gans ist die Skulptur „Knabe mit der Fuchsgans“ (Rühfl 1981, 258f, Abb. 110) aus Wien, Kunthistorisches Museum Inv. I 816. Literatur:
K. Stemmer (Hrsg.), Standorte. Kontext und Funktion antiker Skulptur (Berlin 1995) 211f, Kat. B 62. Replik Louvre: 419, Kat. D 13 R. R. R. Smith, Hellenistic Sculpture (London 1991) 136, Abb. 170. R. Lullies, Griechische Plastik. (München 1979) 126–127, Abb. 253. E. Künzl, Frühhellenistische Gruppen (Köln 1968) 77ff, Abb. 11. R. Wünsche, Glyptothek München. Meisterwerke griechischer und römischer Skulptur (München 2005) 112. H. Rühfel, Das Kind in der griechischen Kunst (Mainz 1984) 254-258, Abb. 108. B. Andreae, Skulptur des Hellenismus (München 2001) 158-160, Taf. 134. B. Andreae, Schönheit des Realismus. Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik (Mainz 1998) 206-210, Kat. 34. C. Kunze, Zum Greifen nah. Stilphänomene in der hellenistischen Skulptur und ihre inhaltliche Interpretation (München 2002) 142-153, Abb 60-64. A. Furtwängler, Der Dornauszieher und der Knabe mit der Gans. Entwurf einer Geschichte der Genrebildnerei bei den Griechen (Berlin 1876). U. Mandel, Räumlichkeit und Bewegungserleben. Körperschick-sale im Hochhellenismus (240–190 v. Chr.), in: P. C. Bol (Hrsg.), Die Geschichte der antiken Bildhauerkunst III: hellenistische Plastik (Berlin 2007) 164-167, Abb. 166 a-d
Es handelt sich um eine lebensgroße Figurengruppe aus einem kleinen Knaben und einer Gans. Der Junge ist unbekleidet. Er trägt kurze, leicht lockige Haare. Die Haare an der Stirn sind in einen kleinen Knoten zusammengebunden. Der Körper des Knaben ist kindhaft füllig und weich aber dennoch kräftig. In seinen Armen hat der Junge den Hals und den rechten Flügel der Gans fest im Griff und presst sie zu seiner linken Schulter. Dabei wendet er seinen Kopf zur Gans und lächelt. Er steht breitbeinig und kippt leicht nach hinten und zur rechten Seite, indem er die Gans fester an sich drückt. Die Gans ist etwa so groß wie das Kind. Ihr Körper befindet sich hinter dem Kind. Sie hat ebenfalls ihre Bei-ne gespreizt, um besseren Halt zu haben und Widerstand zu leisten, der Schnabel ist weit geöffnet. Original AO: München, Glyptothek, Inv. 268 Original FO: Villa Quintiliana, Via Appia, Rom. Original Schriftquellen: Plin. hist. nat. 34,84. Herondas 4.31. Original Datierung: Griech. Original: um 230-220 v. Chr. Röm. Kopie: 1. Jh. n. Chr. Deutung und historischer Kontext:
Die Gruppe wurde zusammen mit zwei anderen Repliken in der römischen Villa Quitiliana gefunden. Aufgrund einer Öffnung im Gänseschnabel könnten alle Repliken in einer Brunnenanlage der Villa aufgestellt worden sein (Stemmer 1995, 211). Insgesamt sind sechs große und eine kleine Replik bekannt, die größtenteils in Rom gefunden wurden (Künzl 1968, 77). Die zahlreichen Kopien dieser Gruppe zeugen von der Beliebheit des Motivs im kaiserzeitlichen Rom. Die dargestellte physische Aktion, eine Momentaufnahme, gehört zu den Merkmalen der hellenistischen Skulptur (Kunze 2002, 146). Die pyramidale Komposition erinnert an Statuengruppen mit Heroenthematik (z. B. Menelaos und Patroklos in Florenz, Palazzo Pitti; Blendung des Polyphems in Sperlonga, Museo Archaeologico Nazionale; der Farnesische Stier in Neapel, Museo Nazionale Inv. 6002) (Smith 1991, 136). Die ursprüngliche Funktion des Originals ist unbekannt. R. R. R. Smith schlägt die Deutung als eine Votivgabe an Asklepios vor, da bei Herondas eine thematisch ähnliche Statue im Asklepios-Heiligtum von Kos erwähnt wird – ein Dank der Eltern für die Heilung ihres Kindes (Smith 1991, 136, weitere Überlegungen zur Funktion siehe Kunze 2002). Plinius d. Ä. nennt einen Künstler Boethos, der eine Statue des Knaben, der eine Gans würgt, geschaffen hat. Ob Plinius über genau diese Gruppe schrieb, ist ungeklärt. Vergleich:
Repliken in Vatikan, Musei Vaticani Inv. 66, und in Paris, Louvre Inv. MA 40 diese wurden ebenfalls in der Villa Quintiliana gefunden. Andere Repliken: Rom, Kapitol. Mus. Inv. 238; Rom, Museo Torlonia Inv. 448; Genf, Musée d’Art et d’Historie Inv. 8944, Rom, Mus. Naz. Inv. 8565, Paris, Mus. Rodin Inv. 357, Statuette in Neapel, Mus. Naz. Inv. 120581 (Kunze 2002, 142f). E. Künzl nennt die Gruppe des Herakles mit dem Löwen als Vorbild für den Ganswürger (Künzl 1968, 79, Abb. 10). Weitere Gruppe der Thema Knabe mit der Gans ist die Skulptur „Knabe mit der Fuchsgans“ (Rühfl 1981, 258f, Abb. 110) aus Wien, Kunthistorisches Museum Inv. I 816. Literatur:
K. Stemmer (Hrsg.), Standorte. Kontext und Funktion antiker Skulptur (Berlin 1995) 211f, Kat. B 62. Replik Louvre: 419, Kat. D 13 R. R. R. Smith, Hellenistic Sculpture (London 1991) 136, Abb. 170. R. Lullies, Griechische Plastik. (München 1979) 126–127, Abb. 253. E. Künzl, Frühhellenistische Gruppen (Köln 1968) 77ff, Abb. 11. R. Wünsche, Glyptothek München. Meisterwerke griechischer und römischer Skulptur (München 2005) 112. H. Rühfel, Das Kind in der griechischen Kunst (Mainz 1984) 254-258, Abb. 108. B. Andreae, Skulptur des Hellenismus (München 2001) 158-160, Taf. 134. B. Andreae, Schönheit des Realismus. Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik (Mainz 1998) 206-210, Kat. 34. C. Kunze, Zum Greifen nah. Stilphänomene in der hellenistischen Skulptur und ihre inhaltliche Interpretation (München 2002) 142-153, Abb 60-64. A. Furtwängler, Der Dornauszieher und der Knabe mit der Gans. Entwurf einer Geschichte der Genrebildnerei bei den Griechen (Berlin 1876). U. Mandel, Räumlichkeit und Bewegungserleben. Körperschick-sale im Hochhellenismus (240–190 v. Chr.), in: P. C. Bol (Hrsg.), Die Geschichte der antiken Bildhauerkunst III: hellenistische Plastik (Berlin 2007) 164-167, Abb. 166 a-d
Sammlung: Gipsabgusssammlung
Die auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblickende Sammlung umfasst berühmte Werke der antiken Plastik, Gipsabgüsse antiker Skulpturen, Reliefs, Portraits und Kleinkunst aus einem Zeitraum, der sich von der Epoche der griechischen Archaik, über die Klassik und den Hellenismus bis in die römische Zeit erstreckt. Die Schwerpunkte der Sammlung liegen bei griechischer und hellenistischer Skulptur sowie römischen Portraits.
Kontakt:
Frau Jun.-Prof. Fanny Opdenhoff
Fakultät für Geisteswissenschaften
Edmund-Siemers-Allee 1- Westflügel
20146 Hamburg
Tel.: +49 40 42838-9037
E-Mail: fanny.opdenhoff@uni-hamburg.de